Festwohnen.

Bewußt wollte ich vermeiden, mich in Wien festzuwohnen und dadurch sentimentalisch an einen bestimmten Ort gebunden zu sein.

Stefan Zweig: Die Welt von Gestern (1944)

Ewiger Anfang.

Schon in die Jahre gelangt, da andere längst verheiratet waren, Kinder und wichtige Positionen hatten und mit geschlossener Energie versuchen mußten, das Letzte aus sich herauszuholen, betrachtete ich mich noch immer als den jungen Menschen, als Anfänger, als Beginner, der unermeßlich viel Zeit vor sich hat, und zögerte, mich in irgendeinem Sinne auf ein Definitives festzulegen.

Stefan Zweig: Die Welt von Gestern (1944)

Unexakt.

Der gütige Professor, der aus meiner öffentlichen literarischen Tätigkeit zuviel von mir wußte, um mich mit Kleinkram zu vexieren, sagte mir in einer privaten Vorbesprechung lächelnd: »Exakte Logik wollen Sie doch lieber nicht geprüft werden«, und führte mich dann in der Tat sachte auf die Gebiete, in denen er mich sicher wußte.

Stefan Zweig: Die Welt von Gestern (1944)

Steinersophie.

Ich maße mir kein Urteil über die Anthroposophie an, denn mir ist bis heute nicht deutlich klar, was sie will und bedeutet; ich glaube sogar, daß im Wesentlichen ihre verführende Wirkung nicht an eine Idee, sondern an Rudolf Steiners faszinierende Person gebunden war.

Stefan Zweig: Die Welt von Gestern (1944)

Frei Zeit.

Überblicke ich mein Leben, so kann ich mich an wenige so glückliche Augenblicke erinnern wie jene ersten dieser Universitätszeit ohne Universität. Ich war jung und hatte darum noch nicht das Gefühl der Verantwortung, Vollendetes leisten zu müssen. Ich war leidlich unabhängig, der Tag hatte vierundzwanzig Stunden, und alle gehörten mir.

Stefan Zweig: Die Welt von Gestern (1944)