Und hier komme ich auf das Problem der westlichen Kultur und der Krise des westlichen Kunstsystems: Es ist ein System der Fremdvalidierung, zutiefst verwurzelt in einem imaginierten Minderwertigkeitskomplex des Mannes. Der sich selbst nicht ganz fühlt und das auf die Frau projiziert, die das wiederum bereitwillig in sich aufnimmt, um es dem Mann recht zu machen. So verzehrt sich der Mann nach Vorbildern und glaubte sie – am Beispiel Deutschlands – unter anderen in der griechischen Antike zu finden, als in ihm Zweifel an einem allmächtigen, christlichen Gott aufkamen. Dabei sind seine Ideale eben nicht Realität, die griechischen Statuen waren nicht glänzend weiß, sie waren bunt. Dieses Erbe, eine Konstitution zum Ideellen und Absoluten, lastet unterbewusst auf der westlichen Kultur, erschwert eine eigene Identitätsfindung, die sich viel mehr in einer Remix-Kultur auflöst und lässt den Kunstbetrieb – innerhalb des institutionellen Rahmens – sich um sich selbst in einem rauschenden Oberflächenkult drehen.
Veronika Christine Dräxler: Warum Deutschland die griechische Antike nicht loslässt bzw. warum ich Selbstdarstellungsucht.de beende